Panther verteilen Weihnachtsgeschenke

Donnerstag, 27. Dezember 2012, 11:09 Uhr Thorsten Franzisi

Wenn sich das nicht noch rächt. Zum wiederholten Male haben die Augsburger Panther leichtfertig Punkte verschenkt. Vor 5233 Zuschauern im ausverkauften Curt-Frenzel-Stadion verloren die Augsburger im Derby gegen den EHC Red Bull München mit völlig unnötig 2:6. Dabei schraubten die Münchner das Ergebnis erst in den letzten Minuten hoch, vorher hätten die Augsburger längst den Sack zumachen müssen.

Ohne Trabucco, mit Conti

Während Mario Trabucco wieder als überzähliger Ausländer auf der Tribüne Platz nehmen durfte, war wie vor zwei Tagen gegen Ingolstadt wieder Leo Conti – als Stellvertreter für den verletzten Patrick Ehelechner - im Tor. Das wussten offensichtlich auch die Münchner, die den schlaksigen Augsburger Publikumsliebling das komplette Spiel mit flachen Schüssen bearbeiteten, die größte Schwäche Contis. Und dies leider mit Erfolg, doch der Reihe nach. Die Augsburger legten los, wie die Feuerwehr. Erst sprang ein von Kyle Helms abgefälschter Schlagschuss noch wenige Millimeter übers Tor, in der vierten Minute gab es aber den ersten Grund zu Jubeln. Peter Flache erkämpfte sich in seiner unnachahmlichen Art den Puck hinter dem Tor, legte sofort vors Tor, wo der freistehende John Zeiler aus kurzer Distanz zum 1:0 einschoss. Und die Augsburger machten gleich weiter. Nachdem Trevelyan einen Schuss der Münchner blockte, entsprang aus dieser Situation ein 2 auf 1 Konter über Roloff und Whitmore, ersterer entschied sich für einen Schuss, der aber zur sicheren Beute des stark aufgelegten Jochen Reimer wurde.

Keine 30 Sekunden später zog Chad Bassen zum Tor und zog aus dem Bullykreis ab: Reimer war diesmal zwar geschlagen, hatte aber im Torgestänge seinen Helfer. Wenig später befanden sich die Augsburger sogar in Überzahl, als das Schiedsrichtergespann etwas kleinlich auf Behinderung gegen München entschied. Nach einem Querpass durch Whitmore stand Sergio Somma im Slot bereit zum Tipp In, aber wieder hatte Jochen Reimer etwas dagegen und kam gerade noch mit den Beinschonern an den Puck. Mehrere Schüsse von der blauen Linie oder auch aus dem Bullykreis schlugen knapp neben dem Münchner Gehäuse ein, die Münchner konnten sich zu diesem Zeitpunkt noch froh schätzen nur ein Gegentor gefangen zu haben. Bei einer weiteren zweifelhaften Strafe nach einem Hüftcheck (der etwas niedrig angesetzt war) gegen Felix Petermann waren die Panther dann wieder in numerischer Überlegenheit. Und diesmal nutzten sie ihre Chance. Nachdem zuerst, begünstigt durch Fehler im Aufbauspiel durch Nick Ross und Rob Brown, Martin Hinterstocker bei einem Konter alleine vor Leo Conti auftauchte, aber scheiterte, war es dann Sergio Somma, der nach einem Hammer von Ryan Thang, der an der blauen Linie im Powerplay einen guten Eindruck machte, den Abpraller von der Bande ins leere Tor zum hochverdienten 2:0 einschob (13.).

Spielanalyse von
Robert Ott



Effiziente Münchner

Die Münchner waren zu diesem Zeitpunkt überhaupt noch nicht im Spiel, das sollte sich aber etwas ändern. In ihrem ersten guten Wechsel (hervorgerufen durch einen weiteren Fehler im Aufbauspiel der Augsburger) wusste sich Chad Bassen nur noch mit einem Foul zu helfen und im daraus resultierenden Überzahlspiel verkürzten die Münchner auf 1:2 (17.): Felix Peterman hatte abgezogen und Lubor Dibelka fälschte vor dem Tor unhaltbar für Conti ab. Und es sollte noch besser kommen für die Münchner, nach einer völlig lächerlichen Strafe gegen John Zeiler durften sich die Mannen um Nationaltrainer Pat Cortina ein weiteres Mal in Überzahl üben. Dabei hatten sie untypischerweise die beste Chancen bei einem Konter, doch bei der 2 auf 1 Situation vergab Ulmer ziemlich kläglich. In dem Moment, in dem die Augsburger allerdings wieder komplett waren, klingelte es: Uli Maurer schlenzte den Puck flach vors Tor und er rutschte Conti, dem zwar die Sicht versperrt war, der aber dennoch eine unglückliche Figur dabei machte, durch die Hosenträger. So ging es mit einem 2:2 in die erste Drittelpause, einem für die Münchner mehr als glücklichen Ergebnis.

Das Buch des zweiten Drittels musste man dann in zwei Kapitel unterteilen. Zum ersten waren da die Schiedsrichter, die eine katastrophale Leistung ablieferten, zum zweiten waren die Münchner nun klar das bessere Team, allerdings auch durch die vielen Strafzeiten unterstützt. War die Strafe gegen Stephen Werner, als Blake Wheeler eher stolperte, weil er drei Augsburger gleichzeitig aussteigen lassen wollte, schon nichts, so durften sich die Augsburger auf der anderen Seite freuen, als der eben noch stolpernde Wheeler kurze Zeit später wegen „Beinstellen“ vom Eis durfte, ebenso ein Witz. Aus der resultierenden 4 gegen 4 Situation hätten die Augsburger fast Kapital geschlagen, doch nach einem Ausflug von Reimer, bei dem er den Puck hinter dem Tor verlor, kam er gerade noch rechtzeitig zurück, bevor Trevelyan per Bauerntrick ins leere Tor eingeschossen hätte.

In der 25. Spielminute dann die erste richtig gute Aktion von NHL Star Wheeler, dem man überwiegend den kompletten Abend zwar ansah, was für ein herausragender Eishockeyspieler ist, der aber selten konstruktives zusammenbrachte und darüber hinaus noch ungewollt den ein oder anderen Gegenzug der Augsburger verschuldete: Nicht so aber in dieser Situation, einen starken Querpass hätte Sören Sturm zur Führung nutzen müssen, doch mit einem schwachen Abschluss deutete er an, warum er trotz viel Eiszeit im Powerplay bei erst zwei Saisontoren steht. Nach einer Behinderung von Rob Brown, die wohl nicht viele Zuschauer im Stadion gesehen haben dürften, fanden sich die Augsburger wieder in Unterzahl: Ein durch Buchwieser abgefälschter Schlagschuss, der glücklicherweise über die Latte ging, war allerdings die einzig nennenswerte Chance.

EHC geht in Führung
Dafür wurden die Münchner generell immer besser. Nach einem flachen Schuss von Cespiva hätte Bryan Adams fast eingenetzt, der frei im Torraum liegende Puck wurde aber mit vereinten Kräften der Augsburger Verteidigung im letzten Moment aus der Gefahrenzone gedroschen. Wenig später musste der nächste Augsburger auf die Strafbank. Die Münchner probierten es weiter mit flachen Schüssen und auch wenn keine Großchance heraussprang, es wirkte gefährlich. Während die letzten beiden Strafen hart, aber irgendwie noch vertretbar waren, war die Strafe gegen Derek Whitmore anschließend ein Riesenwitz. Nach einem blitzsauberen Check an der Bande, erhielt er 2 Minuten wegen Beinstellen, die Emotionen kochten nun etwas über. Aber auch in diesem Überzahlspiel passierte nichts, die größte Chance hatten noch die Augsburger: Nach einem weiteren etwas wilden Ausflug von Reimer verlor dieser den Puck an Stephen Werner, der T.J. Trevelyan einsetzte, der aber im Alleingang am zurückgeeilten Reimer scheiterte. Dennoch wirkten die Münchner immer gefährlich. Das änderte sich, als Lubor Dibelka auf die Strafbank musste, dies allerdings auch nur auf Zuruf der Augsburger Zuschauer und eventuell dem Gefühl der Schiedsrichter, jetzt mal wieder einen Münchner auf die Strafbank schicken zu müssen. Wenig später musste auch noch Edjepalm raus (diesmal zu Recht!), so dass die Augsburger annähernd zwei Minuten doppelte Überzahl hatten. Doch egal was sie anfassten, es fehlten immer die berühmten Millimeter: Einen Boyle Hammer konnte Reimer gerade noch so mit der Fanghand stark entschärfen, Nick Ross zielte knapp am Kreuzeck vorbei, Roloff verstolperte vor dem leeren Tor den Puck und Trevelyans Tipp In ging knapp über das Gestänge.

Anschließend das glasklarste Foul des Spiels, als ein Münchner mit beiden Händen einen Augsburger umarmte und ihn zu Boden brachte, doch diesmal entschied sich das Schirigespann den Arm unten zu lassen und so kam es in der 38. Spielminute, so wie es kommen musste, wenn du deine eigenen Chancen nicht nutzt. Nach einem flachen Schlenzer von Felix Petermann vors Tor konnte Conti nur nach vorne abfälschen und irgendwie bugsierte Mike Kompon den Puck zum 3:2 an Conti vorbei. Zum krönenden Abschluss hatte dann das Schirigespann noch seinen Auftritt. Der Puck segelt hoch durch die Luft, Sören Sturm fängt diesem mit dem Handschuh und wird anschließend von Derek Whitmore sauber gecheckt, Sören Sturm geht zu Boden und Whitmore fällt auf ihn. Konsequenz. Zwei Minuten gegen Whitmore wegen Behinderung (der Puck war klar schon im Besitz von Sturm) und zwei Minuten gegen Sturm für Beinstellen. Dies beschreibt die Schiedsrichterleistung eigentlich ganz gut. Katastrophal, aber kein Team wurde großartig benachteiligt. Das sah auch Münchens Manager Christian Winkler so: "Da haben die beiden Unparteiischen das Match völlig verpfiffen, aber gegen beide Mannschaften."

Augsburg vergibt weiterhin Chancen, München macht den Sack zu.
Im letzten Drittel waren dann wieder die Augsburger die spielbestimmende Mannschaft, zudem hielten sich die Refs nun wieder gänzlich zurück und pfiffen gar nichts. Doch nun wuchs Jochen Reimer über sich hinaus. Während er bei zwei jeweils von Trevelyan abgefälschten Schüssen noch eher Glück hatte, holte er nach einem Querpass von MacArthur mit seiner Fanghand sensationell gegen Trevelyan den Puck aus dem Winkel. Wenig später entschärfte er auch bei einer 2 auf 1 Situation einen Schuss von Stephen Werner und nachdem die Augsburger ein 3 auf 2 schön ausspielten rettete er vor dem frei vor ihm auftauchenden Somma. Auch Derek Whitmore testete Reimer aus nächster Nähe, wieder blieb der Münchner Sieger. Irgendwie brach dies die Moral der Augsburger und ab der 53. Spielminute war nun etwas die Luft raus. Auf der Gegenseite vergab lediglich Bryan Adams nach einem Wechselfehler der Augsburger ein Break gegen Conti, sowie Wheeler und Buchwieser waren im Abschluss nach zwei Fehler vom spärlich eingesetzten Patrick Seifert zu hektisch.

Besser machte es wieder Mike Kompon, der zwei Minuten vor Schluss, nachdem der Puck wieder mal flach zum Tor gebracht wurde, zum entscheidenden 4:2 einschoss (59.). Die Augsburger nahmen sofort Conti vom Eis und kassierten prompt das 5:2 (60.). Wenig später schlief auch noch Rob Brown und ließ sich von Ty Morris den Puck beim Spielaufbau abnehmen, der kurzen Prozess mit Conti machte und auf 6:2 hochschraubte. In Summe gesehen müssen die Augsburger dieses Spiel gewinnen und kassieren schlussendlich eine deutliche Niederlage. Dies ist nicht die erste absolut unnötige Niederlage der Augsburger, die sich gerade mit solchen Punktverlusten das Leben selbst schwer machen, wollen sie die Playoffs erreichen.

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